Eine bronchopulmonale Dysplasie (BPD) ist eine chronische Lungenerkrankung bei Frühgeborenen oder Neugeborenen. Sie geht mit zusätzlichem Sauerstoffbedarf einher.
20 bis 30 Prozent der Frühgeborenen – also vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche – mit einem Geburtsgewicht von unter 1.000 g sind von einer BPD betroffen.1 Andere Quellen sprechen von 30 bis 50 Prozent.2 Bei einem Geburtsgewicht zwischen 1.000 g und 1.500 g liegt die Wahrscheinlichkeit für eine BPD bei zehn Prozent.1 Männliche Frühgeborene sind etwas häufiger betroffen als weibliche.2 Es wird vermutet, dass die bronchopulmonale Dysplasie durch
- eine Unreife des Lungengewebes,
- den vorgeburtlichen Einfluss von Zigarettenrauch,
- vor- oder nachgeburtliche entzündliche Prozesse,
- eine Wachstumsverzögerung,
- Verletzungen im Zuge einer Beatmungstherapie oder
- die Giftigkeit von Sauerstoff
entsteht.1,2 BPD entsteht nicht durch einen Faktor, sondern durch das Zusammenwirken mehrerer Risikofaktoren. Vermutlich spielen auch genetische Faktoren eine Rolle.2
Unreife Lunge
Bei der BPD entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Lungenschädigung und -reparatur in der sich entwickelnden Lunge. Dieses Ungleichgewicht stört die Lungenentwicklung. Kommen Kinder zu früh und/oder mit geringem Gewicht auf die Welt, sind ihre Lungen strukturell und funktionell unreif und daher noch nicht effizient genug in der Lage, ausreichenden Gasaustausch zu gewährleisten. Für einen effektiven Gasaustausch und damit eine gute Sauerstoffversorgung des Körpers wird eine möglichst große Oberfläche benötigt. Diese wird durch die Anlage und Entwicklung unzähliger kleiner Lungenbläschen (Alveolen) geschaffen. Eine reduzierte Zahl von Lungenbläschen und angrenzender Blutgefäße, die gemeinsam die Fläche für den Gasaustausch bilden, kann die Entfaltung der Lunge behindern. Auch eine zu geringe Menge „Surfactant“, das ist die von der Lunge produzierte Substanz, die die Entfaltung der Lunge unterstützt, kann hemmend wirken. Schließlich kann auch das Atemzentrum im Gehirn unreif sein, wodurch unregelmäßige Atemzüge mit Atempausen entstehen.2
Künstliche Beatmung muss oft die ausreichende Versorgung des Körpers von Frühgeborenen mit Sauerstoff nach der Geburt kompensieren, da die unreife Lunge dies allein nicht schafft. Die künstliche Beatmung und der Sauerstoff können gleichzeitig wichtige Entwicklungsprozesse in der Lunge negativ beeinflussen. Entzündungen und beeinträchtigte Signalwege stellen die Hauptprobleme dar. BPD kann letztlich zu einem vernarbten Lungengewebe und vergrößerten Lungenbläschen, den sogenannten Emphysemblasen, führen. Auch der Umbau der Atemwege und des Lungengefäßsystems kann durch BPD beeinträchtigt werden.2
Symptome und Therapien
BPD sollte unmittelbar nach der Geburt behandelt werden. Gleichzeitig ist jedoch eine Diagnose des Schweregrades schwierig, da Lungenfunktionstests bei kleinen Patient:innen besonders vorsichtig durchgeführt werden müssen. Bildgebende Verfahren sind oft nicht ausreichend detailgenau, um das Ausmaß der Erkrankung festzustellen. Typisch für BPD-Patient:innen sind schnelles und/oder erschwertes Atmen, angestrengtes Atmen, eine bläuliche Verfärbung der Haut und/oder Lippen aufgrund von Sauerstoffmangel, ein erhöhter Sauerstoffbedarf und vermehrte Infekte.2
Zur Therapie wird Frühgeborenen bei der Geburt Surfactant verabreicht, um die Entfaltung der Lunge zu unterstützen. Außerdem kann Koffein verabreicht werden, um die Atmung tiefer und regelmäßiger zu machen. Zu den weiteren Therapieoptionen zählen Cortisongaben, Sauerstofftherapie und Atemunterstützung sowie optimierte Nährstoff- und Kalorienversorgung. BPD-Patient:innen haben ein erhöhtes Risiko für allergisches Asthma, eine verringerte Lungenfunktion und Lungenhochdruck.2