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COPD und Depression: So wirkt sich die Psyche auf die Lunge aus

18.11.2025

Luftnot, chronischer Husten, zunehmende Erschöpfung – COPD fordert den Körper täglich heraus. Doch die Belastung endet nicht bei den körperlichen Symptomen. Zwischen 40 und 70 Prozent der Menschen mit COPD leiden zusätzlich unter Angst und Depressionen, insbesondere Frauen. Trotz dieser hohen Zahlen bleibt die psychische Belastung oft unerkannt und unbehandelt – ein stiller Begleiter, der den Krankheitsverlauf erheblich beeinflussen kann.1

Wenn die Psyche mitleidet

Mit COPD zu leben ist herausfordernd, besonders weil die Krankheit chronisch und nicht heilbar ist. Zunehmende Symptome wie Luftnot und Husten können Angst auslösen und depressive Gedanken verstärken. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Etwa 40 Prozent der Betroffenen zeigen erhöhte Depressionswerte, bei akuten Verschlechterungen und stationärer Aufnahme liegen die Werte sogar bei bis zu 86 Prozent. Besonders besorgniserregend: Selbst Fachkräfte fragen bei COPD-Erkrankungen zu selten nach seelischen Problemen.2 3

Der Teufelskreis: Wie Depression die COPD verschlimmert

Die Symptome einer Depression wirken sich unmittelbar auf die COPD-Therapie aus. Studien zeigen: Durch die Depression nimmt die Bewegungsfreude ab, Termine werden verabsäumt und COPD-Medikamente werden unregelmäßig oder gar nicht mehr eingenommen. Rückzug und Bewegungsvermeidung verstärken zudem oft noch die Angstzustände.2

Langfristig kann dies den Verlauf der Erkrankung verschlechtern, zu längeren Krankenhausaufenthalten führen, das Rauchstopp-Vorhaben erschweren und sogar die Sterblichkeit erhöhen.1

Depression aus der Tabuzone holen

Obwohl es heute wirksame Therapien und Medikamente gegen Depressionen gibt, nutzen viele Menschen mit COPD diese Möglichkeiten nicht. Oft liegt das daran, dass das Thema Depression nach wie vor mit Scham behaftet ist und Betroffene sich kaum trauen, darüber zu sprechen. Dabei ist es besonders wichtig, das Thema offen anzusprechen, bevor die Depression den Krankheitsverlauf weiter verschlechtert.2

Was Sie selbst tun können

  • Symptome ernst nehmen: Beobachten Sie Ihre Stimmung bewusst und sprechen Sie Veränderungen an.2
  • Offene Gespräche suchen: Besonders hilfreich sind Gespräche beispielsweise in Selbsthilfegruppen oder mit Freunden. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann enorm entlasten.1
  • Aktivitäten, die Freude bereiten: Sport und Bewegung jeder Art wirken stimmungsaufhellend. Selbst kleine Schritte helfen, denn körperliche Aktivität ist ein natürliches Antidepressivum.2
  • Professionelle Hilfe annehmen: Eine begleitende Psychotherapie kann Wege aufzeigen und helfen, den Alltag mit der Krankheit besser zu bewältigen.1
  • Pneumologische Rehabilitation nutzen: Studien zeigen, dass die pneumologische Reha bei Menschen mit COPD, Angstsymptome lindern kann. Auch Schulungen für Patient:innen helfen dabei, besser mit der Angst vor Atemnot umzugehen.1 Umfassende Informationen zur Rehabilitation in Österreich inkl. Checklisten und Antragsprozess finden Sie hier >> Lungenrehabilitation | Mehr Luft

 

Rauchstopp als Stimmungsaufheller

Eine indische Studie fand heraus, dass Menschen mit COPD, die weiter rauchen, deutlich häufiger depressiv reagieren als Ex-Raucher:innen. Kurz gesagt, wer mit dem Rauchen aufhört, schützt nicht nur die Lunge, sondern verbessert auch seine Stimmung.2

Fazit:

Eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung belastet nicht nur körperlich, sondern in hohem Maß auch seelisch. Die gute Nachricht: Depressionen sind heute gut behandelbar. Wichtig ist, die Symptome frühzeitig zu erkennen, sie ernst zu nehmen und offen darüber zu sprechen – mit Familie, Freund:innen und vor allem mit dem behandelnden Team.

Tipp: Hier finden Sie Infos zu Selbsthilfegruppen in Österreich: https://mehr-luft.at/aktuell/selbsthilfegruppen-hilfe-und-ansprechpartner-bei-asthma-und-copd

Quellen:

  1. Lungeninformationsdienst: Psychische Belastungen bei Lungenkrankheiten, Stand: 01.09.2020. URL: https://www.lungeninformationsdienst.de/leben-mit-der-krankheit/psychische-belastung
  2. Techniker Krankenkasse (TK): Depressionen und COPD, Stand: 02.12.2024. URL: https://www.tk.de/techniker/krankheit-und-behandlungen/erkrankungen/behandlungen-und-medizin/copd/tk-plus-bei-copd/dmp-news/depressionen-und-copd-2186294
  3. Neurologen und Psychiater im Netz: COPD-Patienten leiden oft gleichzeitig unter Depression, Stand: 26.10.2016. URL: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/news-archiv/artikel/copd-patienten-leiden-oft-gleichzeitig-unter-depression/

 

 

Erschienen am 20.01.2023 Foto © Shutterstock